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Zum Start des neuen Ausbildungsjahrs: Große Besetzungsprobleme bleiben

Zum Start des neuen Ausbildungsjahrs: Große Besetzungsprobleme bleiben

Ergebnisse der Blitzumfrage des Industriellen Arbeitgeberverbands Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim unter seinen Mitgliedsbetrieben

Osnabrück, 31.07.2023

 

Mehr Ausbildungsstellen, aber erneut weniger Interessenten – das sieht auch Jasmin Markhof, IAV-Hauptgeschäftsführerin, mit Besorgnis: „Mehr Angebot als Nachfrage im Bereich dualer Ausbildung bleibt auch 2023 ein großes Problem, wenn es um Sicherung unseres Fachkräftebedarfs geht. Welche Chancen sich durch eine Ausbildung und danach ergeben, ist leider vielen Jugendlichen immer noch nicht klar. Was sie im Vorfeld brauchen, ist bessere Berufsorientierung in Schulen.“

Es sind gute Zeiten für viele junge Menschen, die am 01.08. bzw. 01.09. ihre duale Ausbildung beginnen. Ein Großteil der vor dem neuen Lebensabschnitt stehenden Jugendlichen konnte sicherlich zwischen mehreren Angeboten für einen Ausbildungsplatz wählen. Denn auch in der Region Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim herrscht weiterhin ein Überhang an angebotenen Ausbildungsstellen, während die Betriebe weiterhin große Besetzungsprobleme haben. Das ist eines der Ergebnisse der Blitzumfrage des Industriellen Arbeitgeberverbands Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim (IAV) unter seinen Mitgliedsbetrieben in der Region.

95 % der Betriebe bilden aus, fast 16 % sogar über Bedarf. Ein Großteil der Ausbildungsbetriebe stellt bei den Auszubildenden allerdings persönliche oder fachliche Defizite fest. 60 % der Betriebe sehen die Defizite sogar in beiden Bereichen.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden zum Start des Ausbildungsjahrs 2023 zwar etwas weniger Ausbildungsplätze im kaufmännischen Bereich angeboten, mehr Angebot gab es dafür im gewerblich-technischen Bereich. Hier konnten jedoch für über ein Drittel der angebotenen Plätze kein Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden. Im kaufmännischen Bereich blieben 10 % der angebotenen Plätze frei. Das lag vor allem daran, dass zu wenige – teils gar keine – bzw. ungeeignete Bewerbungen eingingen. Die Ausbildenden sind unzufrieden mit der Qualität der Bewerbungen – über 60 % beurteilen die Qualität als abnehmend, 30 % sogar als stark abnehmend.

Darüber hinaus setzt sich ein weiterer, für Ausbildungsbetriebe ebenfalls negativer Trend fort: Mehr als jedes 5. Unternehmen hat die Erfahrung machen müssen, dass abgeschlossene Ausbildungsverträge noch vor Beginn der Ausbildung von den Jugendlichen bereits wieder gekündigt wurden.

Rund 85 % der Unternehmen führen die Besetzungsprobleme auch auf den Trend zur Akademisierung (Studium statt Ausbildung) zurück. Knapp 50 % der Betriebe sind außerdem der Auffassung, dass an Schulen zu wenig Berufsorientierung stattfindet – viele Schülerinnen und Schüler sind mit Blick auf ihren beruflichen Werdegang desorientiert.

Um auf sich als Ausbildungsbetrieb aufmerksam zu machen, wird viel gemacht: Zu den drei wichtigsten Maßnahmen gehören die Meldung des Ausbildungsplatzes an die Agentur für Arbeit, das Angebot von Praktika sowie die Teilnahme an Ausbildungsmessen. Leicht nachrangig folgt Social media – gut drei Viertel der Betriebe nutzen dies für das Bekanntmachen ihrer Ausbildungsangebote.

Für jetzt im Sommer ausgelernte oder in Kürze auslernende Auszubildende gibt es aber vielfach auch gute Nachrichten: 94 % der Betriebe übernehmen alle bzw. mehr als drei Viertel der Auszubildenden nach bestandener Abschlussprüfung in ein anschließendes Arbeitsverhältnis.

Und für diejenigen, die erst nächstes Jahr eine duale Ausbildung starten möchten, schon vorab eine Info: 85 % der Betriebe planen, 2024 eine gleichbleibende oder sogar noch höhere Zahl an Ausbildungsplätzen anzubieten.