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Ungebrochen hohe Ausbildungsbereitschaft bei Betrieben

Ungebrochen hohe Ausbildungsbereitschaft bei Betrieben

Ergebnisse der Ausbildungsumfrage des Industriellen Arbeitgeberverbands Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim (IAV) zum Ausbildungsstart

31.07.2024

Jasmin Markhof, Hauptgeschäftsführerin des Industriellen Arbeitgeberverbands Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim e.V.: „Die Bereitschaft der Unternehmen, beruflichen Nachwuchs von morgen selbst auszubilden, ist ungebrochen. Und doch ist die Ausbildungssituation weiter sehr angespannt, denn erneut gelingt es dem Großteil der Betriebe – trotz umfangreicher Anstrengungen – nicht, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage ist nach wie vor groß.“

Osnabrück. Vor wenigen Tagen hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln veröffentlicht, dass es deutschlandweit selbst in ausbildungsstarken Berufen viele offene Lehrstellen gibt. Doch wie steht es um die generelle Ausbildungssituation in der Region? Anlässlich des Starts des neuen Ausbildungsjahrs hat der IAV eine Blitzumfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt – nun liegen die Auswertungsergebnisse vor.

Die gute Nachricht: Trotz aller Krisen und Herausforderungen steht die Ausbildung bei den Firmen nach wie vor hoch im Kurs. Fast 95 % der Betriebe bilden selbst aus. Und hierauf folgt prompt die schlechte Nachricht: Viele angebotene Ausbildungsplätze bleiben auch in der Region zum Start leer – das betrifft in erster Linie die Plätze im gewerblich-technischen Bereich, wo 28 % nicht besetzt werden konnten. Und dass, obwohl sich gerade hier dem Nachwuchs viele Möglichkeiten bieten. Das bestätigt auch Klaus Hartmann, Leiter Fertigung/Personal bei der Stöckel GmbH in Vechtel. „Trotz sehr guter Aussichten für Ausbildung und Beschäftigung ist es sehr schwierig, junge Menschen für eine gewerblich-technische Ausbildung zu begeistern.“ Verglichen damit wirken die 5 % unbesetzt gebliebener Plätze in kaufmännischen Ausbildungsberufen fast marginal. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es hier noch vor nicht allzu langer Zeit keinerlei Besetzungsprobleme gab.

Klar ist, es gibt demografiebedingt weniger Bewerberinnen und Bewerber. Aber das allein ist es nicht. Gut 90 % der Firmen sehen das Problem im weiterhin bestehenden Trend zur  Akademisierung. Mehr als die Hälfte gibt an, dass sie den Eindruck haben, dass junge Leute eher einen Verbleib im Schulsystem bevorzugen. Und über 40 % sind der Ansicht, dass Berufsorientierung in Schulen nach wie vor zu kurz kommt. „Die Zahl der Bewerber ist einfach niedriger, zudem haben viele Schülerinnen und Schüler nur eine unklare Vorstellung von Technik. Vor 10 Jahren konnte man aus einer Vielzahl von Kandidaten auswählen, mittlerweile bewerben wir uns bei den Schülern“, macht Jörg Majunke, Leiter Elektronikfertigung und Ausbilder bei der Nidec SSB Wind Systems GmbH aus Salzbergen, deutlich.

Es überrascht also nicht, dass knapp drei Viertel der Unternehmen die Wichtigkeit der Bekanntmachung von Karrierechancen mit bzw. nach dualer Ausbildung betonen, damit das duale Ausbildungssystem auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt. Über zwei Drittel halten die bessere Bekanntmachung der verschiedenen Ausbildungsberufe für zwingend erforderlich.

Auf der Suche nach dem Nachwuchs ist für über 75 % der Ausbildungsbetriebe Social Media im Recruitingprozess bereits selbstverständlich – hier gibt es viele gute Erfahrungen, vor allem mit
Instagram, Facebook und LinkedIn. So z.B. auch bei der MFW Fertigteilwerke GmbH in Georgsmarienhütte. „Zur Gewinnung von Auszubildenden nutzen wir Social Media, da auf diesem Wege insbesondere junge Leute angesprochen werden, die immer seltener Printmedien nutzen. Wir können mit wenig Aufwand eine große Anzahl von möglichen Kandidaten erreichen“, sagt die Kaufmännische Leiterin Katharina Hellmann.

Während der Ausbildung wiederum setzen die Unternehmen für den Ausbildungserfolg auf diverse Unterstützungsangebote für ihre Auszubildenden: Dabei liegen bei den Firmen eine strukturierte Einarbeitung bzw. Onboarding sowie regelmäßige Feedback-Gespräche ganz vorne. „Unsere Auszubildenden lernen das gesamte Unternehmen kennen. Im Onboarding-Prozess werden sie gefördert und gefordert, aber auch unterstützt und begleitet. Als wichtiger Teil des Unternehmens werden die Auszubildenden in jede ausbildungsspezifische Abteilung voll eingebunden“, hebt Christopher Piec, Leitung Personalwesen bei der ATP Automotive Testing Papenburg GmbH in Papenburg, hervor.

In diesen Tagen enden aber auch viele Ausbildungsverhältnisse mit dem erfolgreichen Bestehen der Abschlussprüfungen. Und dann? Für viele Absolventinnen und Absolventen schließt sich hier unmittelbar ein Arbeitsverhältnis beim Ausbildungsbetrieb an. Über ein Drittel der Betriebe übernimmt zwischen 50-95 % der fertig Ausgebildeten, über die Hälfte sogar 100 %. „Hand in Hand von der Ausbildung bis zum Ruhestand – mit unseren Auszubildenden wirken wir dem Fachkräftemangel von morgen entgegen. Bei unserer Handwerkskammer hat die Ausbildung daher einen sehr hohen Stellenwert, basierend auf gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung“, so Udo Sterthaus, Fachbereichsleiter Personal bei der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim.

Und zu guter Letzt ein weiteres erfreuliches Ergebnis: 86 % der befragten Betriebe planen trotz der angespannten Lage, 2025 gleich viele bzw. sogar mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Ausbildung steht bei den Firmen in der Region also auch zukünftig hoch im Kurs.